Erster Demenztag in Löhnberg bringt Interessierten komplexes Thema nahe
Demenz - das Thema betrifft viele. Und es bereitet Sorgen. Aufklärung tut not - und Zusammenarbeit all jener, die sich kümmern. Beides gab es beim Löhnberger Demenztag.
Die geplante neue Wohngruppe zur besonderen Dementenbetreuung am Seniorenzentrum Fellersborn in Löhnberg gab den Anlass. Die Gründung einer "Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz" in Löhnberg kam dazu. So haben das Seniorenzentrum und sein Träger, das Kreiskrankenhaus Weilburg, zusammen mit der Gemeinde Löhnberg und dem DRK Oberlahn zum ersten Löhnberger Demenztag in das neue Bürgerhaus "Löhnberger Lilie" eingeladen.
Geboten wurde den Besuchern ein Programm, das viele Aspekte des Thema Demenz betrachtete. Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Weilburg, Peter Schermuly, bezeichnete Hausherr Bürgermeister Frank Schmidt (SPD) das Thema als eine große Herausforderung an die Gesellschaft.
Aber man müsse die Demenz als einen ganz normalen Teil des Lebens ansehen. Die Gemeinde Löhnberg strebe eine Einrichtung an, in der Angehörige - ähnlich eines Kindergartens - ihre dementen Eltern einfach einmal für den Tag "abgeben" könnten. Auch städtebaulich sei ein zukunftsträchtiges Umdenken im Gange, fügte der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung (SPD) an. Wohnen, Lernen und Arbeiten nicht mehr voneinander zu trennen, sondern eine Vernetzung zu schaffen, das käme nicht nur bei alten Menschen gut an. In Löhnberg habe sich mit dem Mehrgenerationenhaus einiges getan und die Gemeinde sei auf einem guten Weg.
Eva-Maria Endruweit und Kerstin Jackson vom Verein der Freunde und Förderer der "Musikschule Powwow" stellten die neue Allianz für Menschen mit Demenz vor. Jackson, Leiterin der Musikschule, bietet schon seit Bestehen des Seniorenzentrums Fellersborn für die dort lebenden Menschen Musikstunden an und bringt Senioren und Kinder durch Musik zusammen. Endruweit berichtete, dass es ihnen gelungen sei, in das Förderprogramm für Menschen mit Demenz aufgenommen zu werden. Löhnberg ist eine von bundesweit 500 und hessenweit 33 beteiligten Kommunen.
Als Beispiel für eine gelungene Lösung nannte Endruweit den Aachener Stadtteil Haaren: Der gesamte Ort würde sich verantwortlich fühlen, dass demente Menschen weiterhin am Alltag teilnehmen und sich frei bewegen können. Manche Bewohner seien mit einem richterlich genehmigten GPS-Sender ausgestattet, den sie um den Arm tragen, damit niemand verloren ginge. Jeder Bürger nehme Rücksicht und auch bei Straßenfesten, Tanzabenden oder Konzerten seien demente Menschen einbezogen.
Wie die beschützte Wohngruppe für Pflege und Betreuung von demenziell erkrankten Bewohnern aussehen soll, die im Mai im Neubau des Seniorenzentrums ihre Arbeit aufnimmt, schilderte die Pflegedienstleiterin und künftige Heimleiterin, Daniela Ott. So stehen 15 Einzelzimmer mit je einem Duschbad zur Verfügung. Die Bewohner sollen sich beschützt fühlen und trotz ihrer Demenz und gesicherter Türen und Fenster ein uneingeschränktes Recht auf größtmögliche Selbstbestimmung haben. Eine feste Tagesstruktur ergebe sich durch Essenszeiten und geplante Aktivitäten: Gymnastik, Spaziergänge oder ein Nachtcafé. Betreuung würde ständig gewährleistet.
Da sich an Demenz erkrankte Menschen oftmals an das Lebensalter von vor 20 bis 30 Jahren erinnern würden, sollen die Räume mit Möbeln dieser ausgestattet werden. Ein Gerontogarten mit Sitzbank, Hochbeet, Wasserstelle und mehr soll mit Rundwegen ausgestattet werden und dem Bewegungsdrang der Bewohner Rechnung tragen.
Über die Demenz als Herausforderung an die Gesellschaft sprachen die Psychologin Pamela Hirzmann und der Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Epileptologie, Dr. Jürgen Rieke. So habe vor 100 Jahren die mittlere Lebenserwartung 50 Jahre betragen, heute seien es 80 und mehr. "Die Demenz nimmt zu, weil die Leute immer älter werden, denn mit dem Alter wird bei vielen Menschen auch das Gehirn abgebaut", sagte Rieke. Eine gewisse Gedächtnisschwäche gehöre zum Alter und bedeute nicht gleich Demenz.
Wichtig sei bei einer diagnostizierten Demenz, dieser schon in einem frühen Stadium mit medikamentöser Behandlung zu begegnen. Das Lebensalter werde zwar nicht verlängert, die Lebensqualität aber könne so verbessert werden.
Und auch Tipps gaben die Profis: Körperliches und geistiges Training seien ein guter Schutz vor Demenz, ebenso wie ein guter Blutdruck und gute Blutwerte. Die beiden Spezialisten stellten das Krankheitsbild und seine unterschiedlichen Erscheinungsformen detailliert dar. Und an den Ständen konnten die Besucher Infomaterial mitnehmen.
Weilburger Tageblatt vom Dienstag, 21. März 2017 von Margit Bach
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