Ist eine COVID-19-Impfung vor einer OP erforderlich oder wünschenswert

Dr. Christian Kuntz, Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie im Interview 

Aufgrund der Corona-Pandemie sind in den Krankenhäusern unzählige nicht dringende, planbare Operationen verschoben worden. Verschiedene Fachgesellschaften haben ein gemeinsames Statement zur Wiederaufnahme von planbaren Operationen erarbeitet. PD Dr. med. Christian Kuntz, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Kreiskrankenhaus Weilburg gibt eine Expertise zu Impfungen im Zusammenhang mit planbaren Operationen.

Herr Dr. Kuntz, die Wiederaufnahme von planbaren Operationen läuft an. Menschen, die auf ihre Operationen warten, sind einerseits erleichtert, andererseits müssen Sie wichtige Entscheidungen treffen. Welche Ratschläge geben Sie „OP-Patienten“ in der aktuellen Covid-19 Situation? 

Im Augenblick sind die Neuinfektionen mit Corona erfreulich niedrig. Daher kann man sich bei dringlichen Operationen - beispielsweise Tumorleiden, akutem Schmerz - auch ohne Impfung beruhigt operieren lassen. 

Bei planbaren Operationen und der Aussicht auf eine zeitnahe Impfung, empfehlen wir eine Verschiebung dieser elektiven Operation bis nach dem Impftermin.

Welchen Einfluss hat eine überstandene Covid-19-Infektion auf die OP?

Es ist bekannt, dass eine Operation in den ersten Tagen nach einer Corona-Infektion zu einem deutlich erhöhten Komplikations- oder Sterblichkeitsrisiko führt. Daher empfehlen die Gesellschaften für Anästhesiologie und Chirurgie gemeinsam, aufschiebbare Operationen erst 7 Wochen nach einer Corona-Infektion durchzuführen. Nach diesen Empfehlungen handeln Operateure und Anästhesisten in Weilburg.

Wie lange nach einer Impfung muss ich warten, ehe die OP stattfinden kann?

Im Notfall kann eine Operation - unabhängig von einer Corona-Impfung - immer durchgeführt werden. Eine planbare, aufschiebbare Operation sollte frühestens zwei Wochen nach einer Corona-Impfung stattfinden. Nach diesem Zeitraum besteht der vollständige Impfschutz.

Ich bin noch nicht geimpft, kann ich mich dennoch operieren lassen?

Bei den derzeit niedrigen Inzidenzen kann man sich, meines Erachtens nach, auch ohne Corona-Impfung operieren lassen. Betagte Menschen mit Vorerkrankungen, die nach einer Operation einer Intensivtherapie bedürfen, sollten idealerweise vor einer Operation geimpft sein. Gemeinsam mit dem Patienten sollte die Dringlichkeit einer Operation mit der Wahrscheinlichkeit einer Corona-Infektion um die Operation herum abgewogen werden. Bei einem hohen Corona-Infektionsrisiko und einer geringen OP–Dringlichkeit raten wir von einer Operation ohne Corona-Impfung bei hoher Inzidenz eher ab.

Wie ist Ihre Empfehlung für jemanden, der nicht geimpft ist und dies voraussichtlich in absehbarer Zeit auch nicht wird?

Solange die medizinische Begründung für die Operation (Indikation zur Operation) passt, kann eine Operation auch ohne Corona-Impfung durchgeführt werden. Dies ist bei der derzeitigen Inzidenzlage vertretbar. Auch hier gilt es, zwischen der Notwendigkeit einer Operation und der Wahrscheinlichkeit einer Corona-Infektion um dem Operationszeitpunkt abzuwägen. Ein dringender Hinweis meinerseits: Wer Beschwerden hat, sollte sich beraten und behandeln lassen, unabhängig vom Impfstatus. Wir finden auf jeden Fall eine Lösung. Das gilt nicht nur für Operationen. Auch beim geringsten Anzeichen eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles sollte man sofort handeln. Die Sorge sich eventuell mit dem Coronavirus zu infizieren, darf nicht dazu führen, nicht ins Krankenhaus zu gehen. Aktuell ist – wie bereits gesagt – das Ansteckungsrisiko gering. 

Wie sieht die Situation im Kreiskrankenhaus Weilburg aktuell mit planbaren Operationen aus?

Die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Limburg-Weilburg beträgt – Stand 06.07.2021 - nur 4,1. Planbare Operationen werden hier am Kreiskrankenhaus Weilburg problemlos durchgeführt. In unserem Haus gelten weiterhin strenge Sicherheitsrichtlinien, um Patienten und Personal gleichermaßen vor einer Corona-Infektion zu schützen. Daher ist die Anzahl der im Krankenhaus geplant, behandelbaren Patienten noch etwas reduziert. Laut unserem aktuellen Hygienekonzept benötigen nicht geimpfte Patienten einen Corona Schnelltest, bevor sie zu einer ambulanten Untersuchung in unser Haus dürfen. Alle Patienten erhalten zwei Tage vor einer geplanten Operation eine Corona PCR Untersuchung und werden angewiesen, sich bis zur stationären Aufnahme vergleichbar einer Quarantäne zu verhalten. Alle Mitarbeiter/innen und Patienten tragen einen Mundschutz. Mit solch strengen Regeln konnten wir in Weilburg einen „Corona-Ausbruch“ bei Patienten oder Personal bis jetzt verhindern und konnten planbare Operationen medizinisch vertretbar ermöglichen.

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